Jakob 1800-1864

Jakob Lorber

(1800-1864)

Der Mystiker

Geboren

22.07.1800 in Kanischa (heute Kaniža, Slowenien), Haus 5, Katholische Pfarrei Jahring (heute Jarenina)
Taufpate: Mathias Liedl, Milner [Müller]

Familienzweig

Vater

Michael Lorber (geboren um 1762, vermutlich 23.09.1763 in der Pfarrei Jarenina), Berghold, Weber, Kleinbauer und Kapellmeister der Wandermusiker "Schwarzenbacher"

Mutter

Maria geb. Teutschmann oder Teutschner (geboren um 1777), Heirat 21.08.1799 in Jahring (heute Jarenina, Slowenien)

Geschwister

  • Michael Lorber (geboren 07.09.1802 in Kanischa), Doktor, Kommissär der Kärtner Landesregierung in Greifenburg an der Drau, Oberkärnten
  • Maria Lorber (geb. 06.01.1805 in Kanischa)
  • Maria Lorber (geb. 08.03.1807 in Kanischa)
  • Cäcilia Lorber (geb. 27.01.1810 in Kanischa)
  • Josef Lorber, Lehrer und Posthalter in Greifenberg, Oberkärnten

Berufe und Ämter

Christlicher Mystiker und Schriftsteller, Musiker

Werdegang

Jakob Lorber wurde als erster Sohn von Michael Lorber und dessen Ehefrau Maria geb. Tautscher, einer alteingesessenen katholischen Bauernfamilie, in dem zur Untersteiermark gehörenden Dorf Kanischa, Pfarre Jahring – heute zur Gemeinde Šentilj (St. Egidi) in Slowenien gehörig – geboren [1]. Mit 17 Jahren zog er nach Marburg an der Drau und wurde dort Lehrergehilfe und Organist. Bald darauf begab er sich nach Sankt Johann im Saggautal, wo er von einem Kaplan Lateinunterricht erhielt. Der Kaplan riet Lorber, sich auf den Priesterberuf vorzubereiten, woraufhin dieser nach Marburg zurückkehrte, um das Gymnasium zu besuchen. Nachdem er fünf Klassen absolviert hatte, setzte er seine Gymnasialstudien in Graz fort. Seinen Lebensunterhalt bestritt er dort als Hauslehrer für Gesang, Musik (Klavier und Violine) und Zeichnen. 1829 besuchte er den „höheren pädagogischen Kurs für Lehrer an Hauptschulen“ und erwarb ein sehr gutes Zeugnis.[2]

Nach der ersten erfolglosen Bewerbung als Lehrer gab Lorber diesen Plan auf und verlegte sich ganz auf die Musik. Er komponierte Lieder und Konzertstücke und kam dadurch mit dem bekannten Tondichter Anselm Hüttenbrenner in Kontakt. In dieser Zeit lernte Lorber den berühmten Geigenkünstler Niccolò Paganini kennen, der ihm einige Unterrichtsstunden erteilte und zum Vorbild wurde.[3] Auch konzertierte er mit Franz Schubert.

Jakob Lorber las laut den Angaben seines Biographen Leitner neben der Bibel Bücher von Jakob Böhme, Johann Tennhardt, Emanuel Swedenborg, Johann Heinrich Jung-Stilling und Justinus Kerner.[4]

Am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens vernahm Jakob Lorber, laut eigenen Angaben, eine „innere Stimme“ in der Nähe seines Herzens, die ihn zu schreiben aufforderte. Dieser von ihm als „Gnadenstimme des Herrn Jesus Christus“ verstandenen Stimme widmete er fortan sein Leben und schrieb, ihrem „Diktat“ folgend, rund 20.000 Manuskriptseiten nieder. Seine noch nicht angetretene, gerade erst erhaltene Stelle als zweiter Kapellmeister am Triester Hof kündigte er, weil ihm das Hören der Gnadenstimme unendlich wichtiger war und sie mit dem luxuriösen Wohlleben am Hof unvereinbar gewesen wäre.

Lorber schrieb nicht nur selbst, sondern diktierte einzelne Aufsätze und sogar ganze Bücher seinen Freunden, das meiste davon Anselm Hüttenbrenner. Zudem arbeitete er zuweilen gleichzeitig an mehreren Werken, was in den großen, tagebuchartig geführten Folianten von Hüttenbrenner dokumentiert wurde. Die Manuskripte sind durchwegs in einem Zug geschrieben und beinhalten nur sehr wenige Änderungen und Verbesserungen.[5][6]

Mit der Aufnahme seiner Schreibtätigkeit war Lorber auf die Unterstützung durch seine Freunde angewiesen; darunter waren Grazer Honoratioren wie der Bürgermeister Andreas Hüttenbrenner – ein Bruder Anselms –, der Apotheker Leopold Cantily sowie der Dichter und steirische Ständesekretär Karl Gottfried von Leitner. Dieser verfasste etwa 1884 Lorbers Biographie.[7] Nach Lorbers 60. Lebensjahr begannen seine körperlichen Kräfte nachzulassen, wobei laut seinem Biographen Leitner die geistigen ungeschwächt fortwirkten.[8] 1864 erkrankte er und musste drei Monate lang das Bett hüten. Auch während dieser Zeit diktierte er seinen Freunden. Zu Beginn des Frühlings erholte er sich kurzfristig wieder, verstarb jedoch schließlich am 24. August 1864 an einer Lungenerkrankung. Lorber wurde auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz beerdigt,[9] er war bis zuletzt Mitglied der römisch-katholischen Kirche.

Die Manuskripte Lorbers wurden zuerst von Freunden handschriftlich verbreitet, denn eine Druckmöglichkeit ergab sich in Österreich nicht. Zur Veröffentlichung wurden sie nach Deutschland gebracht, aber auch dort gab es Hindernisse: Das 1852 in Stuttgart gedruckte Buch Die Jugend Jesu wurde von der behördlichen Zensur konfisziert.[10] Den Druck der Bücher führte sein Freund Johannes Busch weiter, später Christoph Friedrich Landbeck (1840–1921). Mit der zunehmenden Verbreitung der Bücher von Jakob Lorber, was im größeren Umfang erst nach seinem Tod geschah, bildeten sich an verschiedenen Orten „Lorber-Freundeskreise“, die schließlich in eine Lorberbewegung mündeten.[11] Für die noch in den Lebzeiten Lorbers erschienenen Bücher, deren erste Verleger Justinus Kerner und Carl-Friedrich Zimpel waren, gefolgt von Johannes Busch, bezog Jakob Lorber nie ein Honorar.[12] Insgesamt wurden Lorbers Manuskripte – im Gesamtumfang von etwa 10.000 Druckseiten – in 25 Büchern sowie vielen kleineren Schriften gedruckt.[13]

Das Lorber-Schrifttum umfasst 25 teils sehr umfangreiche Werke, die von Lorber in 24 Jahren gemäß dem „inneren Diktat“ geschrieben wurden. Die Handschriften werden vom Lorber-Verlag in Bietigheim verwahrt.

Seit die Schriften von Jakob Lorber veröffentlicht wurden – teilweise schon zu seinen Lebzeiten –, gibt es eine Kontroverse darüber, wie sie einzustufen sind. Der Anteil, die Art und die Qualität der durch den Höreindruck vermittelten göttlichen Inspiration wird selbst unter Lorberfreunden kontrovers diskutiert. Ebenso kontrovers ist die Haltung der Kritiker. Diese reichen von medizinischen Dissertationen, die eine chronische paranoide Schizophrenie mit manisch-depressiver Komponente entdeckt haben wollen bis hin zu Anhängern seiner Schriften, die sich in einer "Lorber-Bewegung" zusammengeschlossen haben.

Hochzeit und Ehepartner

keine bekannt

Kinder

Möglicherweise eine außereheliche Tochter:
Im Verlassenschaftsakt, der sich im Steiermärkischen Landesarchiv befindet, ist vermerkt, dass der Musiker seine Violine, ein Klavier sowie mehrere Bilder und Kleidungsstücke seiner „natürlichen Tochter Maria Hochegger“ vermachte. Die Richtigkeit dieser Angabe wird jedoch von einigen Lorberfreunden aus verschiedenen Gründen in Zweifel gezogen. Der Biograph Leitner sowie andere Zeitzeugen und bisher öffentlich gemachte Dokumente berichten nichts über eine natürliche oder adoptierte Tochter. Landbeck allerdings erwähnt eine „sogenannte Tochter Lorbers“ in seiner Autobiographie, welche die Handschrift Lorbers vom Großen Evangelium Johannes für 2000 Gulden an einen Wiener Lorberfreund verkauft habe.[14]

Verstorben

24.08.1864 in Graz

Quellen

    • Eintrag in der Deutschen Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Lorber
    • [1] Karl Gottfried Ritter v. Leitner: Jakob Lorber; Bietigheim: Neu-Salem, 1930, S. 7.
    • [2] Leitner: Jakob Lorber. S. 9 f.
    • [3] Leitner: Jakob Lorber. S. 10–12.
    • [4] Leitner: Jakob Lorber. S. 12 f.
    • [5] Fritz Enke: Die Original Handschriftensammlung der Neu-Salems-Gesellschaft. In: Das Wort. 6/1928, S. 137.
    • [6] Karl Gottfried Ritter v. Leitner: Jakob Lorber, der steiermärkische Theosoph. ab Kapitel "Der Schreibknecht Gottes"
    • [7] Leitner: Jakob Lorber. S. 34; am Beginn der Abschrift ist angegeben, dass die Biographie Lorbers von dem im November 1800 geborenen Leitner in dessen 84. Lebensjahr aufgezeichnet wurde.
    • [8] Lorber Biographie von Leitner, Abschnitt Lebensabschluß
    • [9] Leitner: Jakob Lorber. S. 19–21.
    • [10] Hutten: Seher. 1982, S. 584f.
    • [11] Leitner: Jakob Lorber. S. 44 f.
    • [12] Christoph Friedrich Landbeck: Der Wahrheit-Sucher - mit Geschichte des Neu-Salems-Lichtes. Neu-Salems-Verlag, Bietigheim o. J. [Vorwort von 1920].
    • [13] Leitner: Jakob Lorber. S. 14 f.
    • [14] Landbeck: Wahrheitssucher, S. 38.
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